23. Dezember 2019 00:00
An der Westfälischen Hochschule gibt es seit zwei Jahren eine Kreativwerkstatt. Dort kann jeder sein handwerkliches Geschick testen. Die Ingenieure Maximilian Czelinski und Matthias Rheinlaender denken hier die Verkehrs- und Energiewende neu.
Von Niklas Buhr
Gelsenkirchen. Seit Januar 2018 leiten Maximilian Czelinski und Matthias Rheinlaender als Projektmanager die Erfinderwerkstatt „Halle1“ auf dem Campus der Westfälischen Hochschule. Dort basteln sie an Photovoltaikbooten und Lastenfahrrädern für die Industrie. Und dabei kann jeder kommen und mitmachen oder seine eigenen Ideen realisieren.
Ein Punkt, der den Ingenieuren schon bei der Planung Ende 2016 wichtig war. „Wir wollten eine offene Werkstatt für Macher schaffen, wo jeder mit modernstem Werkzeug arbeiten kann und innovative Erfindungen entstehen“, erklärt Czelinski. Ein niederschwelliges Angebot, bei dem jeder lernen kann mit den Maschinen zu arbeiten. „Alle bekommen von uns Hilfe zur Selbsthilfe.“
Keine Angst, etwas kaputt zu machen
Begonnen hat die Leidenschaft fürs Tüfteln und Basteln an Geräten und Maschinen bei Czelinski schon in der frühsten Kindheit. Später studierte der 35-jährige Physikalische Technik, war aber schon immer viel lieber mit seinen Freunden in seiner Erfindergarage in Gelsenkirchen-Erle.
„Zusammen mit unserem Nachbarn habe ich aus Spaß an kaputten Geräten vom Flohmarkt geschraubt. Wir haben jeden Tag neue Sachen begonnen und repariert“, erinnert sich Czelinski. Und so wird auch heute in der Werkstatt nichts weggeworfen, was noch verwendet werden kann. Auf einer WG-Party lernten sich Czelinski und Wirtschaftsingenieur Rheinlaender kennen und entdeckten die gemeinsame Leidenschaft für Technik. „Für uns ging mit der großen Werkstatt ein Traum in Erfüllung.“
Kreativ die Welt verändern
Aktuell arbeiten die Beiden an einem Lastenfahrrad mit bis zu 300 Kilogramm Tragelast. Czelinski ist überzeugt, dass „dann auch in der Industrie mit emissionsfreien Fortbewegungsmitteln transportiert werden kann.“ Hinzu kommt der Versuch einer Fusion zwischen Auto und Fahrrad, einem Pendlerfahrzeug für das Ruhrgebiet.
Des Weiteren steht in der Werkstatt der Prototyp eines autonom fahrenden und ausschließlich von Solarenergie betriebenen Bootes. Dieses könnte die Binnenschifffahrt revolutionieren, wenn anstatt großer Tanker jeder Container auf einem eigenen Boot per digitaler Steuerung fährt. Zudem versuchen sie für den durch Photovoltaikanlagen produzierten Strom passende Akkus zu entwickeln.
Oase für Erfinder
All diese tollen Projekte können dank neuster Technik realisiert werden. Maximilian Czelinski: „Wir haben bei uns in der Halle eine Metallwerkstatt zum Schweißen, eine Holzwerkstatt mit Sägen und Fräsen und decken auch den Bereich für elektronische Entwicklung ab. Hinzu kommen etliche 3D-Drucker und ein Lasercutter.“
So können Prototypen erstellt und Geschäftsideen geboren werden. Maximilian Czelinski: „Wir freuen uns, dass einige Projekte, die in unserer Halle entstanden sind bald in ein Start-Up gehen könnten.“ Neben den Studierenden, Schülern und Lehrern und interessierten Nachbarn, die regelmäßig in der Halle sind, kommen auch immer häufiger kleine und mittlere Unternehmen, um sich von den neuen Technologien und den querdenkenden Team inspirieren zu lassen. Die Halle1 entwickelt sich zunehmend zum Kreativzentrum der Stadt.
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InfoBox
Mehr Informationen zur Halle 1 unter: https://www.w-hs.de/halle1/startseite/
Matthias Rheinlander misst die Spannung an Batterie (Foto: Niklas Buhr)
Maximilian Czelinski am Prototypen des Solarbootes (Foto: Niklas Buhr)
Das Modell eines Fahrradautos auf dem entwickelten Lastenfahrrad für bis zu 300 Kilogramm (Foto: Philipp Klaushardt/Halle1)