07. Dezember 2016 00:00
Früher war Tomasz Borzyszkowski (48) Eigentümer von einem kleinen Schmuckladen in Polen. 2003 wurde er vor seiner Haustür von vier Männern überfallen und fast zu Tode geprügelt. Die Täter wollten Geld und Schmuck von ihm rauben. Damals war es sein einziger Wunsch zu überleben.
Von Irena Klein
„Es war schwer, danach weiter zu machen. Ich habe mich drei Jahre gequält, bis ich mich 2006 entschieden habe, alles zu verkaufen und nach Deutschland auszuwandern“, erzählt der Pole sichtlich erschüttert, während er sich an das schlimme Ereignis erinnert. Nur mit ein paar Koffern, ohne Freunde und Arbeit, macht sich Borzyszkowski auf dem Weg zu seiner Mutter, die in Recklinghausen wohnt. In einem Koffer, den er nach seiner Ankunft ausgepackt hat, fand Tomasz ein Trikot von seinem Lieblings-Fußballspieler, Tomasz Wojciech Waldoch, der im Mai 2006 sein letztes Spiel für Schalke absolviert hat. Das Trikot von dem ehemaligen polnischen Mannschaftskapitän war ein Geschenk von Tomasz Mutter und vor allem wegen dem Schalker wollte er unbedingt in der Nähe von Gelsenkirchen wohnen.
:: „An diesem Tag habe ich mich in Schalke verliebt!" ::
Sein erster Gedanke war, schon am nächsten Tag zur Veltins Arena zu fahren, um seinem Idol beim Training zuzuschauen und ein Foto mit ihm zu machen. Ein paar Tage später fuhr Tomasz auch zum Spiel gegen den VfB Stuttgart in die Schalker Arena. „An diesem Tag habe ich mich in Schalke verliebt. Ich war in der Nordkurve und die Stimmung werde ich nie vergessen. Ich war die ersten paar Monate arbeitslos und deshalb bin ich zu jedem Schalker Training gefahren. Ich hatte immer eine kleine Kamera dabei und habe Fotos und Videos von den Profis gemacht, die ich später im Netz veröffentlicht habe. Ich wusste am Anfang nicht, dass sich so viele Leute, überwiegend Schalke-Fans, so sehr über meine Posts freuen würden. Ich war 2006 der Einzige, der das alles mit den vielen Fans, die nicht zum Training kommen konnten, geteilt habe.“
Aber nicht nur Fans sind auf die Fotos und Videos von Tomasz aufmerksam geworden, sondern die Schalke-Fußballer auch. Neben Tomasz Waldoch (45) posierten auch der ehemalige Torwart Manuel Neuer (30), Kevin Kuranyi (34) und Marcelo Bordon (40) gerne vor seiner Kamera. Heute lassen sich Sead Kolasinac (23), Max Mayer (21) und andere aktuelle Spieler des Schalke-Teams gerne von Borzyszkowski fotografieren. „Ich habe schon viele Geschenke von den Schalker Fußballern bekommen, wie Trikots oder Handschuhe von Neuer und Fährmann. Bei einem Fan-Treff wurde ich gefragt, ob ich bei Spielen in der Arena Trommler sein möchte. Ich habe diese Einladung natürlich mit Begeisterung angenommen. Endlich durfte ich dann mit den Spielern auf dem heiligen Rasen stehen. Auch diesen Tag werde ich nie vergessen. Schalke hat die besten Fans auf der Welt“, erklärt der Schalke-Fan aus Polen voller Euphorie.
:: Spenden für den guten Zweck ::
Die Geschenke von den Spielern wollte Tomasz nicht für sich behalten, sondern für einen guten Zweck spenden. Der leidenschaftliche Anhänger hat eine Aktion auf seiner Facebook-Seite gestartet, bei der er die Trikots von Profis verkauft und den Erlös krebskranken Kindern vom „Arche Noah“ Hospiz in Gelsenkirchen spendet. „Meine drei Freunde und ich kamen auf die Idee, etwas Gutes für die kranken Kinder in Gelsenkirchen zu machen. Jemand hat mich während der erster Aktion bei Facebook angeschrieben und mitgeteilt, dass es toll ist, dass wir das Geld an das Hospiz „Arche Noah“ spenden. Nach einem Training habe ich dem Schalker Spieler Kolasinac davon erzählt und er hat mir daraufhin sein Trikot für die nächste Aktion mitgegeben. Heute machen viele Schalke-Fußballer und Fans mit und das ist noch ein weiterer Beweis, dass wir immer zusammenhalten“, erzählt Tomasz weiter. Die Arbeit mit den Schalkern für die kranken Kinder macht er natürlich ehrenamtlich und er würde niemals auch nur einen Cent dafür nehmen wollen. Zu groß ist dafür seine Liebe zu seinem Lieblingsclub und sein Wille, etwas Gutes zu tun.
:: Bis heute Leidenschaft für Schalke ::
2006 kam Borzyszkowski nach seiner Scheidung mit zwei Koffern nach Deutschland. Heute lebt und arbeitet der Pole in Herten und dank seiner Leidenschaft für Schalke hat Tomasz in den letzten Jahren auch viele Freunde und Bekannte gewonnen. Wenn es ihm heute die Zeit erlaubt, geht Borzyszkowsk immer noch mit seiner Fotokamera zum Schalke-Training und teilt seine Erlebnisse nach seiner Schicht in der Baufirma „Senft“ immer noch mit der ganzen Welt.
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