11. November 2016  00:00

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Erfolgs-Stories

Zwischen Uni-Stress und Tanzerfolg

Position einnehmen, tief durchatmen, den Beat hören und loslegen: Johanna Wiening tanzt seit über 15 Jahren Hip Hop. In diesem Jahr nahm sie zum ersten Mal an den Weltmeisterschaften teil. Und die Ergebnisse waren nicht nur für sie überraschend...

Von Svenja Helmers

"Wenn man hinter der Bühne steht, will man einfach nur anfangen", erzählt Johanna. Sie steht hinter der Bühne und wartet auf ihren großen Auftritt. Die Aufregung ist riesig. In der Stadthalle Graz ist es laut, das Publikum kreischt und applaudiert. Die Konkurrenz kann sie von hinten beobachten. Der Bass bringt den Boden zum vibrieren und in Gedanken geht sie noch einmal ihre Choreographie durch.

Johanna ist 19 Jahre alt und kommt aus Emsdetten. Sie studiert im dritten Semester Journalismus und Public Relations in Gelsenkirchen und pendelt ständig hin und her. Seit sechs Jahren tritt sie auf Meisterschaften auf, die diesjährigen Weltmeisterschaften im österreichischen Graz sind ihr bisher größter Erfolg.

:: Johanna, die Weltmeisterin ::

Dann geht es los: Am 19. Oktober steht Johanna das erste Mal auf der große Bühne. In der Para-Formation tanzt sie mit anderen Tänzern und Menschen mit Behinderungen. In dieser Kategorie sind drei Formationen angetreten. "Wir hätten uns über jeden Platz gefreut, aber das wir uns den Titel holen, hat es perfekt gemacht", erzählt Johanna strahlend. Mit dem ersten Weltmeistertitel kann es getrost in die nächste Runde gehen.

"Die Production ist für mich eine echte Herzensangelegenheit", verrät sie und nimmt einen Schluck Wasser. Dabei steht Johanna mit 70 Tänzern auf der Bühne. Einheitliche Frisuren und Hosen, sowie bunte T-Shirts kreieren ein tolles Bühnenbild. Mit ihrem Tanz erzählen sie eine Geschichte mit dem Titel: Live as One. Acht Minuten lang gibt Johanna auf der Bühne alles. Der letzte Teil des Medleys- Imagine von John Lennon. Alle Tänzer stehen starr auf der Bühne und formulieren den Text des Liedes in Gebärdensprache.

:: Emotionale Momente auf der Bühne ::

Das Publikum applaudiert, jubelt und springt von den Plätzen. "Wir wurden richtig gefeiert. Als der Tanz vorbei war, sah ich zu meiner Trainerin und sie lächelte", genau das war für Johanna die größte Belohnung.

In der Production sind so viele angetreten, dass es eine Sichtungs- und eine Finalrunde gab. Von zwölf Productions sind nur drei ins Finale gekommen. "Die Konkurrenz war so stark, dass wir nicht damit gerechnet hätten auch nur ins Finale zu kommen.", erläutert Johanna überrascht. Doch: Sie haben es geschafft.

Nach der Finalrunde folgt Johannas persönliches Highlight. Die "Presentation of the Nations". Dabei werden alle Teams einmal aufgerufen und kommen auf die Bühne. Es wird gefeiert und gejubelt, Fahnen werden geschwungen. Auf nationalen Meisterschaften gäbe es viel Konkurrenz-Denken, erklärt die 19-Jährige. "Aber auf der Weltmeisterschaft haben sich alle gegenseitig unterstützt. Es ist ein überwältigendes Gefühl. Passend zu unserem Titel "Live as One" waren wie alle eins", Johannas grüne Augen glänzen bei der Erinnerung.

:: Großer Erfolg trotz großer Konkurrenz ::

Dann die Siegerehrung. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt. Die Anspannung knistert in der Luft. Die riesen Überraschung: Johanna ist Vize-Weltmeisterin. Ein Erfolg und ein Gefühl, dass sich so wohl nicht wiederholen lässt.

Als Johanna für das Studium nach Gelsenkirchen umgezogen ist, stand sie vor einer Entscheidung: Weitermachen und jede Woche mehrmals anderthalb Stunden Zug fahren oder aufhören und das Studentenleben genießen können. Manchmal habe sie das Gefühl, sie zerreiße sich mit dem ständigen Hin und Her selbst, Johanna fährt sich durch die Haare. "Aber wenn ich dann beim Training bin und ganz ich selbst sein kann, dann bin ich glücklich. Ich bereue meine Entscheidung keine Sekunde."

Seit fünfzehn Jahren ist das Tanzen der Ausgleich und ihre Tanzschule die zweite Familie, die Johanna zum Glücklichsein braucht. "Tanzen ist nicht, wie jeder andere Sport. Beim Tanzen ist man genau der, der man ist und man wird genauso angenommen", versucht Johanna ihre große Leidenschaft zu erklären.



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InfoBox

Auf den diesjährigen Weltmeisterschaften haben 3660 Tänzer aus 30 Nationen ihr Können gemessen. 403 von ihnen waren Deutsche. Organisiert wurde die Meisterschaft vom IDO- der International Dance Organization. Die Tänzer traten vom 19. bis 23. Oktober in Graz an, um sich in den Disziplinen Hip Hop, Electric Boogie und Breakdance zu messen und den Weltmeistertitel zu erlangen. Alle Ergebnisse des Wettbewerbs gibt es hier.

Team Gemrany hat in Graz alles gegeben und abgeräumt.

Auf der Bühne: Johannas Production mit ihrem Tanz zum Titel: Live as One.

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