20. November 2014  00:00

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Erdogans Palast

Dekadente Bescheidenheit

Lange hatte sich Recep Tayyip Erdogan auf sein Häuschen gefreut. Doch, zu dumm, seine Einweihungsparty musste er leider absagen.

Von Katharina Schneider

Es ist nicht leicht der Präsident der Türkei zu sein. Immer diese Korruptionsvorwürfe und das ganze Gerede von der Islamisierung, das macht auf Dauer müde. Um den ganzen Anschuldigungen und Kritiken zu entgehen, was gibt es da Besseres, als ein schönes gemütliches Zuhause?

Einen Ort an den man sich in Ruhe zurückziehen kann – denn wenn der nächste Skandal an die Tür klopft, ist es besser von dicken Wänden umgeben zu sein. Das dachte sich Erdogan bestimmt auch, als er sein neues, bescheidenes Häuschen bezog. Schnuckelige 1000 Zimmer auf circa 40.000 Quadratmeter sind ja wohl auch das Minimum, um das Wohlbefinden des Präsidenten zu garantieren. Schließlich BRAUCHT Erdogan alle diese Zimmer. Immerhin möchte er den Rekord im Dominosteinchen-Setzen brechen, einen Halbmarathon morgens vom Schlafzimmer zum Bad laufen, eine Party mit all seinen Facebook-Freunden feiern und sich einfach mal so fühlen, wie ein Sultan.

Denn der arme Erdogan ist tatsächlich NUR Präsident. Da ist es doch zumindest ein kleines Trostpflaster, dass er nun ein Palästchen besitzt, in das das Weiße Haus sechsmal reinpasst. Endlich mal eine sinnvolle Investition von 500 Millionen Euro an Steuergeldern. Und da es so sinnvoll ist, ist auch noch lange nicht Schluss mit dem Bauen. Neben den kleinen Extras, u.a. einer atombombensicheren Befehlszentrale und einem Hubschrauberlandeplatz, soll noch errichtet werden: eine Moschee, ein Konferenzraum und ein weiterer Wohntrakt mit 250 Zimmern auf seinem 210.000 quadratmetergroßen Grundstück. Letzterer wird dann alleinig für die Putzkolonne verwendet, die von Nöten ist um das bescheidene Heim, mit dem Namen „Ak Saray“ (Weißer Palast), zu fegen.

Der frühere Amtssitz „Rosa Palast“ war da einfach zu mickrig. Aber vielleicht gefiel ihm auch die Farbe nicht. Wer möchte auch schon in einem rosa Palast leben? Das kleine Ding war Erdogans einfach nicht würdig. Denn der Mann leistet Großes. Er setzte sich, für den Bau seines gemütlichen Wohnsitzes zum Beispiel, kurzerhand über das höchste Verwaltungsgericht der Türkei hinweg. Das hatte den Bau nämlich dummerweise verboten, weil die Residenz mitten in einem Naturschutzgebiet errichtet worden ist. Aber Natur ist kein Problem für Erdogan! Genauso wenig wie das Gesetz.

Er hat eben alles im Griff. Bis auf die Minen und Gruben in seinem Land vielleicht. Die wollten mal wieder nicht so wie er. Ausgerechnet kurz vor seiner Einweihungsparty, die natürlich an einem nationalen Feiertag stattfinden sollte, wurden 18 Bergleute nach einem Wassereinbruch in einer Grube vermisst.

Ihr Arbeitsplatz ist nun mal nicht ganz so sicher wie der Palast des gewählten Staatspräsidenten. Deswegen sagte der Arme seine Einweihungsparty ab, flog zum Grubenunglück und freute sich ganz allein auf sein neues Zuhause.



Bisherige Kommentare

Ying   13.02.2016, 18:43:40 Uhr

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